Ende der Zinsrallye? Das droht Sparern nach EZB-Entscheid (2024)

Bei Festgeld ging es bereits bergab, jetzt haben auch die Tagesgeldzinsen ihren Zenit überschritten. Drei von vier Sparkassen zahlen noch immer unter 1 Prozent.

Die Zinsen auf Tagesgeld scheinen nach einem längeren Höhenflug ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Im April und Mai sind die Durchschnittszinsen bereits leicht gefallen. Senkt die Europäische Zentralbank an diesem Donnerstag wie erwartet den Leitzins, dürfte sich dieser Trend noch deutlich verstärken.

An vielen Sparern ist die Zins-Rallye der vergangenen Jahre damit komplett vorbeigegangen. Fast drei Viertel aller Sparkassen und Volksbanken zahlen bis heute weniger als 1 Prozent Zinsen aufs Tagesgeld. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Auswertung des Vergleichsportals Verivox, die t-online vorliegt.

"Tagesgeldzinsen haben ihren Zenit überschritten"

Im Mai sind die Durchschnittszinsen bundesweit verfügbarer Tagesgeldangebote den zweiten Monat in Folge leicht gesunken – von 1,74 auf 1,72 Prozent. Schon in den Vormonaten war die Phase kontinuierlich steigender Zinsen zum Stillstand gekommen. Seit Dezember 2023 haben sich die durchschnittlichen Tagesgeldzinsen in allen untersuchten Marktsegmenten nur noch in der zweiten Nachkommastelle verändert.

"Die Tagesgeldzinsen haben ihren Zenit überschritten", sagt Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier. "In den letzten Wochen haben viele Banken noch abgewartet, doch wenn die EZB in dieser Woche wie erwartet die Leitzinsen senkt, müssen Sparer sich darauf einstellen, dass auch die Tagesgeldzinsen noch deutlicher als bisher sinken werden."

Zur Methode

Für die Analyse hat Verivox die Konditionen von rund 800 Banken und Sparkassen für eine Anlagesumme von 10.000 Euro ausgewertet. Berücksichtigt wurden sämtliche Kreditinstitute mit Tages- und Festgeldangeboten, die ihre Zinsen frei zugänglich auf ihrer Website veröffentlichen. Stichtag der Auswertung ist der 1. Juni 2024.

Nicht alle Banken gaben die hohen Zinsen weiter

Nach einer Serie von zehn Leitzinserhöhungen befindet sich der EZB-Einlagenzins seit September vergangenen Jahres auf einem historischen Höchststand von 4 Prozent. Diesen Zinssatz erhalten die Banken, wenn sie Spargelder ihrer Kundinnen und Kunden bei der Zentralbank parken.

"Viele Kreditinstitute haben im letzten Geschäftsjahr Zinsüberschüsse in Rekordhöhe gemacht", sagt Maier. "Für viele Tagesgeldanleger war von der Hochzins-Phase hingegen nichts zu spüren. Insbesondere an einem Großteil der Sparkassen- und Volksbankkunden ist die Rallye bis heute komplett vorbeigelaufen."

Null- und Niedrigzinsen bei Sparkassen und Volksbanken

Nur rund ein Viertel (26 Prozent) aller 317 Sparkassen in der Verivox-Auswertung zahlt mindestens 1 Prozent Zinsen aufs Tagesgeld, bei drei von vier Instituten sind die Zinsen niedriger. Der durchschnittlich angebotene Tagesgeldzins aller Sparkassen liegt bei 0,63 Prozent. 23 Institute und damit 7 Prozent der ausgewerteten Sparkassen bieten überhaupt keine Verzinsung auf dem Tagesgeldkonto.

Bei den insgesamt 369 regionalen Genossenschaftsbanken in der Auswertung zeigt sich ein ähnliches Bild. Zu dieser Gruppe gehören die örtlichen Volks- und Raiffeisenbanken sowie die PSD- und Sparda-Banken. In diesem Segment bietet ebenfalls nur etwas mehr als ein Viertel (28 Prozent) der Banken einen Tagesgeldzins von mindestens 1 Prozent, im Schnitt müssen sich die Kundinnen und Kunden mit 0,65 Prozent begnügen. Bei 32 regionalen Genossenschaftsbanken bleiben die Ersparnisse auf dem Tagesgeldkonto unverzinst. Das entspricht einem Anteil von 9 Prozent.

Im Gegensatz dazu sind Nullzinsen unter den bundesweit aktiven Banken die absolute Ausnahme. 72 von insgesamt 88 Kreditinstituten (82 Prozent) bieten einen Tagesgeldzins von mindestens 1 Prozent. Nur eine Bank zahlt auf dem Tagesgeldkonto keine Zinsen.

Sinken jetzt auch die Festgeldzinsen noch weiter?

Anders als beim Tagesgeld sind die Zinsen für Festgeldanlagen schon seit Ende 2023 rückläufig. Bundesweit verfügbare Festgelder mit einem Jahr Laufzeit brachten im Dezember noch durchschnittlich 3,34 Prozent Zinsen und liegen aktuell noch bei 2,98 Prozent. Mit einem Minus von 0,57 Prozentpunkten fiel der Rückgang beim zweijährigen Festgeld sogar noch deutlicher aus: Auf ihrem Höhepunkt im November brachten Termingelder mit zwei Jahren Laufzeit im Schnitt 3,39 Prozent Zinsen, aktuell liegen sie bei 2,82 Prozent.

Nach deutlicheren Rückgängen in den Monaten rund um den Jahreswechsel sind die Festgeldzinsen in den vergangenen drei Monaten aber nur noch geringfügig gesunken.

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"Die meisten Banken haben perspektivisch mit sinkenden Zinsen gerechnet und dies in ihren Festgeldkonditionen schon vor Monaten eingepreist", sagt Maier. "Solange die Notenbank es bei einer Leitzinssenkung im Sommer belässt, rechnen wir nicht mit größeren Ausschlägen bei den Festgeldzinsen. Sollte Christine Lagarde hingegen eine Leitzinssenkung im Juni verkünden und einen weiteren Zinsschritt für Juli in Aussicht stellen, könnten die Festgeldzinsen noch tiefer in den Keller gehen."

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